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Friedenspreis droht USA mit Eklat

Sonntag 2. September 2012, von Comité Cerezo México

Es gibt Vorfälle, da lässt auch der Aachener Friedenspreis die Muskeln spielen. Erst «die Androhung eines internationalen Skandals» habe bewirkt, dass einer der Friedenspreisträger Aachen überhaupt erreichen konnte, sagt die Vizevorsitzende des Trägervereins, Tina Terschmitten.

Grund: Weil Alejandro Cerezo Contreras’ Name auf einer «No-Fly-Liste» der US-Antiterror-Behörden steht, wollte ihn die Fluggesellschaft bei der Passkontrolle in Mexiko-Stadt zuerst nicht einchecken lassen. Seine neunte Europareise hätte der mexikanische Menschenrechtler daher fast nicht antreten können.

Am Samstagmorgen bei dem Pressegespräch anlässlich der Verleihung des Friedenspreises zeigt sich Terschmitten darüber immer noch empört. Die Brüder Alejandro und Antonio Cerezo Contreras konnten allerdings doch noch dank des Drucks aus Aachen einchecken und am Samstagabend den Preis im Namen ihres «Comité Cerezo» entgegennehmen. Deutscher Preisträger ist die Organisation «Borderline Europe - Menschenrechte ohne Grenzen». Die Wahl dieses Preisträgers soll laut Terschmitten ein Zeichen setzten gegen eine zunehmende Abschottung Europas gegen Flüchtlinge.

Derweil gilt Alejandro Cerezo Contreras in den USA dank der seit den Anschlägen im Jahr 2001 geltenden Antiterrorgesetzen als gefährliche Person. Dabei kämpft er in Mexiko mit seiner Organisation für die Menschenrechte. Sein Bruder Antonio spricht gar in Aachen von dem «terroristischen Staat Mexiko». Immer wieder würden Menschen verschwinden, kritisiert er, sie würden inhaftiert oder «außergerichtlich hingerichtet». Das «Comité Cerezo» wurde 2001 anlässlich der Inhaftierung der Cerezo-Brüder gegründet und verteidigt seitdem die Rechte politisch Inhaftierter und der Zivilisten, die zwischen der Willkür von Militär, Polizei, Drogenkartellen, paramilitärischen Gruppen, Mafia und Korruption blutig zerrieben werden. Lohn dieser Arbeit: Morddrohungen. Und der Friedenspreis.

Was ist Terror? Was oder wer sind gefährliche Personen? Warum wurden Alejandro Cerezo Contreras sowie seine Brüder Antonio und Héctor als Studenten mehrere Jahre in einem mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis inhaftiert und gefoltert, um Geständnisse für nicht von ihnen begangene Taten zu erpressen? Heribert Prantl, Leiter des Ressorts Innenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung, wird am Abend in seiner Laudatio die Brüder sogar loben, sie seien «Botschafter der Menschenrechte.» Ihre Botschaft sei «die Verteidigung der Menschenrechte.» Verteidigt würden die Rechte der Schwachen, Schutzlosen und Verfolgten.

Der Laudator lobt in der Aula Carolina auch den zweiten Preisträger als «Botschafter der Menschenrechte.» Der 2007 von dem früheren Cap-Anamur-Chef Elias Bierdel mitgegründete Verein «Borderline» informiert über die oft tödlichen Folgen europäischen Grenzpolitik und dem Wirken der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, die mit Grenzanlagen Flüchtlinge an der Einreise hindern will. Europa schütze die Grenzen, nicht die Flüchtlinge, sagt Prantl vor mehreren hundert Gästen. Tote Flüchtlinge machten das Mittelmeer zum «Massengrab». Jedoch seien die Toten auch «Teil einer Abschreckungsstrategie». Europa wolle den Menschen, die aus Afrika, aus ärmlichen Verhältnissen, vor Gewalt, Terror und Krieg fliehen, zu verstehen geben: bleibt lieber fort von hier.

Menschen aus Seenot gerettet

«Wer Flüchtlinge vor den Grenzen Europas verrecken, wer Flüchtlinge vor den Küsten Europas ersaufen lässt, der braucht von Menschenrechten nicht mehr zu reden.» Das Publikum unterbricht Prantls Laudatio mit langem Applaus für diese Aussage. Applaus erhält auch Elias Bierdel später in seiner Dankesrede. Bierdel, das ist jener Mann, der 2004 mit dem Schiff Cap Anamur 37 Flüchtlinge aus Seenot rettete und sie in einen sizilianischen Hafen brachte. Kurz nach der Landung wurde das Schiff beschlagnahmt, Teile der Besatzung und Bierdel wurden wegen Beihilfe zur illegalen Einreise festgenommen und mussten sich einem Prozess in Italien stellen. Sein Appell: Die Menschen in den reichen Ländern müssten umdenken und sich der Verantwortung für eine gerechte Welt endlich stellen, nur das verhindere Fluchtbewegungen. Und neue Tote im Mittelmeer.


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